Vorhang

Der Vorhang ist gefallen, der Applaus
Verhallt. Du hast nun deine Pflicht getan.
Es bleibt kein Glanz zurück, nur recht profan
Ein Mensch, der nach der Arbeit geht nach Haus.

Du hattest einen Traum: dein Publikum
Für immer zu verzaubern, zu berühr’n,
Die Welt zu Schönheit, wahrem Glück zu führ’n,
Zu ändern. Doch die schert sich gar nicht drum.

Beklatscht, geliebt wirst du für Stunden nur,
Der Alltag schwindet einen Abend lang.
Dann bist du rasch vergessen durch den Zwang
Der Wirklichkeit, des Lebens gerader Spur.

Dies ist dein Job: nicht Weltverbesserung,
Nicht Transzendenz der Sinne. Sondern bloß
Ein bißchen Zeit zu schenken, mühelos
Zu sorgen für ein wenig Ablenkung.

Der Beifall schweigt. Die Vorstellung ist aus.
Nun bist du wieder Mensch; mehr warst du nie.
Und ohne jede Auftrittseuphorie
Trittst auf des Lebens Bühne du hinaus.

Februar 2002
 
 

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